So fängt man Groß-Leng |
Neben dem Heilbutt ist der Fang eines kapitalen Leng (lateinisch: molva molva; norwegisch: Lange) wohl das ehrgeizigste Ziel eines jeden ambitionierten Norwegen-Anglers. Der offizielle IGFA-Leng-Rekord allerdings wurde in Großbritannien aufgestellt, sagenhafte 40,1 kg wies der Rekordfisch auf, den G. Anderson seinerzeit in Schottland vor den Shetland-Inseln fing. Doch auch Norwegen wartet mit rekordverdächtigen Leng-Größen auf - so fing unser Teammitglied Enrico "Enni" Wywra aus Kvenvær im März 2004 einen Traumfisch von 35,2 kg und 165 cm Länge sowie zwei weitere Leng von 31,4 kg und 32,0 kg mit 179 (!) und 174 cm Länge vor Hitra! Enni mit Traumleng vor Hitra im März 2004! Viele Meeresangler denken noch immer, der Fang eines großen Leng sei Profis oder Einheimischen vorbehalten - doch dank der neuesten Material-Entwicklungen auf dem Angelgerätemarkt sowie erstklassigen Unterkünften und Booten an den Top-Fangstellen ist es auch Neulingen möglich, kapitale Exemplare an den Haken zu locken. Es ist vielmehr nur noch eine Frage der Zeit, bis der neue Weltrekordfisch gelandet wird - ich persönlich rechne innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre mit der Einstellung des Rekordes durch einen norwegischen Leng - Enni übrigens ebenfalls. Wir Beide haben nun unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Vermutungen endlich einmal zusammengeschrieben - viel Spaß beim Lesen! Das norwegische Verbreitungsgebiet Den Leng finden wir von der gesamten Südküste Norwegens bis nach Nordnorwegen, wobei der Fang oberhalb der Lofoten eher die Ausnahme bildet. Am interessantesten für größere Fische dürfte aber ohne Zweifel das großräumige Gebiet ab Bømlo-Fjord, über den Sognefjord, die vorgelagerten Inseln Smøla, Frøya und Hitra bis zum Trondheim-Fjord sein - mit allen Fjorden und Inseln, die in diesem großen Gebiet liegen. Das Leng-Revier Ich war bislang immer der Meinung, der Leng sei ein Standfisch und benötige eine vernünftige Deckung am Grund, wo er auf seine Beute lauern kann. Enni allerdings bezweifelt dies: "Ich vermute seit einiger Zeit ganz stark - und auch unsere Fischer behaupten -, dass der Leng ähnlich dem Dorsch im Schwarm schwimmt und umherzieht. Er bleibt allerdings an guten Futterplätzen über einen längeren Zeitraum, auch mal ein halbes Jahr, und zieht weiter. Es werden aber immer wieder die gleichen "Fressplätze" aufgesucht, und die sind eben steile Kanten aus Felsen!" Gottlob finden wir überall an norwegischen Fjorden und den Inseln geeignete Abbruchkanten, soll heißen: steile und zerklüftete abfallende Grundformationen, die ab ca. 80 Metern bis auf über 200 Meter abfallen, sind unsere allererste Wahl zum Auffinden der Leng-Gründe. Doch auch Unregelmäßigkeiten am ansonsten planen und sandigen Meeresgrund - mehrere Felsen, Löcher und Aufschüttungen, sind immer einen Versuch wert. So fing ich beispielsweise meinen bislang größten Leng von 28,0kg und 156cm über unscheinbarem Sandboden auf 170 Metern Wassertiefe auf dem Bømlofjord. Enni hierzu: "Stimmt, ganz klassisch sind Sandplätze mit steilen Kanten im Einzugsgebiet - bei der Jagd sind sie auf den Sandplätzen unterwegs, meistens abends und nachts. Während der Ruhephase bekommt man sie eher an den Kanten, ziemlich genau am Übergang von hart auf weich, 50 Meter daneben ist oft schon zuviel. Sichere Abkürzungen für Lengplätze in den gängigen Seekarten sind "Cb" (Cobbels), "Bo" (Boulders) oder "Co" (Corals) und natürlich sehr eng verlaufende Tiefenlinienlinien!" Mein "Sand"-Leng 2003, über sandigem Grund gefangen! Generell gilt: nicht zu flach auf Leng fischen. Der Köder sollte ab ca. 60 Meter angeboten werden, und selbst in 200 Metern oder mehr Wassertiefe kann immer ein kapitales Exemplar den Köder packen. Doch es muss nicht immer grundnah geangelt werden, sagt Enni: "Kommt auf das Revier und den Futterfisch an. Die meisten Riesen-Leng bis vor 3 Jahren waren zufällige Einstiege im unteren Mittelwasser auf ganze Köhler, nicht sehr tief und nicht von der "Meeresgrund-Naturköderfraktion". Und das, obwohl es viele nebenher gezielt mit Naturköder auf Leng am Grund versucht haben. Zufall? Glaub ich nicht! Die Fetzen der "normalen" Naturköderangler sind eher uninteressant für richtig großen Leng!" Die Fangzeiten Der Leng Norwegens laicht überwiegend im Frühjahr, ungefähr von Februar bis Mai. Verschiebungen aufgrund der Wassertemperaturen und der Nahrung kommen immer vor, und Enni berichtete dieses Jahr, dass er sogar im Hochsommer noch Rogen bei gefangenem Leng vorfand. Während der Laichzeit nehmen sie kaum Nahrung auf, ein gezieltes Beangeln wird sehr erschwert. Allgemein kann festgestellt werden, dass die Fische ab spätestens Juli abgelaicht haben und sich wieder begierig auf die Köder stürzen. Die Tageszeit spielt nur eine untergeordnete Rolle - wenn der Köder verlockend angeboten wird, kommt jeder noch so satte Fisch aus seinem Bau und packt zu. Wir fingen morgens um 9, mittags bei gleißender Sonne, nachmittags und am frühen Abend. Spannender hingegen werden die Voll- und Neumondphasen mit ihren jeweils höchsten und niedrigsten Tiden - zu diesen Zeitpunkten sind diese Fische oft aktiv und nehmen gierig die Beute. Enni´s Meinung: "Kann ich nur bestätigen, wobei nachts die Fänge deutlich größer waren, wahrscheinlich sind sie dann auf Jagd. Auch gab es hin und wieder bei extrem großen Seelachsschwärmen Überbeißer im Mittelwasser; und auch hier waren es immer gleich mehrere Bisse: soll heißen - Leng als Schwarmfisch!" Das Gerät Einen Leng von über 20 kg in vielleicht 150 Metern Wassertiefe zu bändigen erfordert entsprechend robustes und qualitativ hochwertigstes Gerät ohne Kompromisse. Unter 20 lbs Geschirr ist ein Groß-Leng-Drill dem Fisch gegenüber verantwortungslos (er kann abreißen und mitsamt der Montage qualvoll verenden), hier sind Ruten und Rollen der 20/ 30/ 50 lbs Klasse gefragt! Eine gute Wahl sind die Penn Sänger Nordcup Bootsruten in 30lbs oder 50lbs oder kräftige Stand-Up-Ruten, dazu eine starke Multirolle wie die Penn Special Senator 113 oder 114 bzw. eine Zweigang-Rolle wie z.B. die absolute Neuheit und Referenz auf dem deutschen Markt, die Avet EX 4/02. Da wir in größeren Tiefen angeln müssen, kommt ausschließlich geflochtene Dyneema-Schnur mit höchster Tragkraft zum Einsatz, in unserem Fall eine Berkley Whiplash der Stärke 0,17mm bis 0,28mm. Da die Dyneema keinerlei Pufferung während des Drills bietet, müssen wir zusätzlich ein monofiles Schockvorfach von ab 0,80 mm Stärke und mindestens in Rutenlänge zwischen Hauptschnur und Köder schalten. Enni´s Rat hierzu geht sogar so weit: "Also ich nie wieder unter 1,2 mm, zumindest beim gezielten Angeln auf jenseits der 20 kg!" Auch an den Wirbel werden hohe Tragkraft-Anforderungen gestellt - bestens geeignet sind Søvik-Wirbel ab 30 kg Tragkraft. Die Montagen Lassen wir doch zunächst einmal Enni erzählen, mit welcher von ihm entwickelten Methode er vor Hitra so großen Erfolg hat: "Die Methode ist eigentlich total simpel aber genial zugleich. Man nehme einen Stab-Pilker der Größe XL oder mehr und schiebe diesen durch einen ganzen Köderfisch (Seelachs, Hering etc.). Vorab ein kurzer Abriss über den Hintergrund dieser Montage: Es ist allgemein bekannt, dass Fische über ihre Seitenlinie die verschiedensten Schwingungen wahrnehmen können und darüber hinaus ziemlich genau die Beutegröße ermitteln können. Wissenschaftler haben nun bewiesen, dass sich Fische anhand der Wahrnehmungen ein ziemlich genaues, dreidimensionales Bild der Beute in ihrem Gehirn abbilden können. Welcher Köder könnte also besser sein als das Original? Ennis "Naturpilker": kleiner ganzer Köhler am Stab-Pilker! Der Schritt, die Montage nun endlich einmal auszuprobieren, fiel mir dann auch nicht schwer. Ich selbst bin leidenschaftlicher Naturköderangler (halt ein "Faulpilker"), habe in den letzten Jahren aber weitestgehend darauf verzichtet, da das Gebiet um Hitra allgemein als Lumb-verseucht gilt und man eigentlich mehr mit Raufkurbeln und Ablassen beschäftigt ist, als dass der Köder effektiv am Grund präsentiert werden kann. Nun kam der erste besagte Test. Es war eine normale Guiding-Tour nachts im Juli letzten Jahres - es wurde gut gefangen und ich musste die Gäste nicht übermäßig betreuen. Also wurde der Stab-Pilker beködert und in die Tiefen des Atlantik versenkt. Kaum am Grund angekommen die ersten Lumb-Bisse; jetzt nur nicht anschlagen, dachte ich bei mir. Nach 10 Minuten muss mittlerweile eine ganze Lumb-Familie Gefallen am Köder gefunden haben, meine Rutenspitze stand keine Sekunde mehr still. Plötzlich ein brutaler Biss, und die Rutenspitze drängte mit Macht zur Wasseroberfläche. Nach beherztem Anschlag folgte mein bis dato spannendster Drill, und um es abzukürzen: nach 20 Minuten lag ein Leng von 23,5 kg im Boot! Ich war überglücklich und hatte mit diesem Tag schon abgeschlossen, doch meine Besatzung wollte noch ein Stündchen. Also noch mal runter und das gleiche Spiel: wieder 23,5 kg! Das gibt's doch nicht, dachte ich - und was zwei mal klappt, geht auch ein drittes Mal. Nach einer ausgiebigen Fotosession also das dritte Mal runter. Unten angekommen schnell den Freilauf zu und Rute hoch. Aber gleich einen Hänger? Denkste, Nummer drei mit "nur" 22 kg kam nach weiteren 20 Minuten an die Oberfläche. Wahnsinn!! Ich beschloss, nun das Angeln besser abzubrechen um nicht maßlos zu werden. "Faulpilker" Enni: "NOCH bin ich lenger!" :o)) In den weiteren Wochen wurde dieser "Top-Platz" mehrfach angefahren, und fast immer kam innerhalb einer halben Stunde der ersehnte Biss. Um die Stelle nicht zu plündern, wurde meistens nach Abschluss einer Tour dort nochmals gestoppt und nach einem Fisch sofort das Angeln abgebrochen. Das sprach sich natürlich schnell ´rum und irgendwann war es nicht mehr möglich, diesen Platz ohne "Gefolge" anzufahren. Ich dachte mir also, vielleicht liegt es nicht an diesem "Top-Platz", sondern eher an der Methodik. Beim nächsten Törn versenkte ich den beschriebenen Köder also an einer "normalen", aber verheißungsvollen Angelstelle - und bingo! Keine zehn Minuten, und der nächste Leng über 20 kg lag im Boot. In der Folgezeit probierte ich an sehr vielen Stellen und schickte auch Gäste an verschiedene Plätze, welche ich selbst probieren wollte, aber es zeitlich nicht schaffen konnte. Nicht jede Stelle brachte Erfolg, aber mittlerweile sind es über 10 Fangplätze, teils von Gästen "gefunden", die regelmäßig Gross-Leng bringen. Alle weisen die weiter oben beschriebenen Merkmale von "typischen" Leng-Plätzen auf. Und nochmals - alle gefangen auf große Köder. Zufall? Ganz sicher nicht !! Mit dem Stab-Pilker und einem überdimensionierten Drilling kann man sicher nicht die Lumb-Bisse vermeiden, aber es bleiben wirklich nur die größeren Exemplare hängen und die "Kinderstube" wird weitestgehend vermieden und geschont. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Montage äußerst selektiv ist - ich selbst habe in 17 Monaten jetzt 21 Leng über 20 kg gefangen, aber nur vier (!) unter 20 kg, dazu maximal 10 Lumb. Um die nervigen Lumb-Bisse noch besser zu vermeiden, ist es manchmal von Vorteil, die Drillingsspitzen im Köder zu verstecken. " 31,4 prachtvolle Kilo, die Enni´s "Köhler-Pilker" nicht widerstehen konnten! Ebenso fängig beim Pilken auf Leng muss der gerade im 2005er Eisele-Norwegensortiment erschienene "B2 Bomber Squid" von Luhr Jensen sein, der in Größen von 20cm mit eingearbeitetem Gewicht von 425gr und einem 8/0er Haken sowie in 36cm und 1000gr Gewicht mit 12/0er Haken erhältlich ist. Diese Squid-Jigger werden wir 2005 in Norwegen ausgiebig testen, und auch auf Heilbutt - denn dieser Köder wird bereits seit Jahren in Canada und Alaska erfolgreich auf die großen Lingcods und Plattfische eingesetzt! Neueste Import-Geheimwaffe: Luhr Jensen "B2 Bomber Squid" Jigger mit Bleifüllung und Einzelhaken! Neben der Pilker-Methode werden spezielle Naturködermontagen für das Angeln auf Leng eingesetzt. Hier möchte ich speziell Tanja´s und meine favorisierte Montage vorstellen, die uns der bisherige Heilbutt-Weltrekordhalter und Fänger von Lengs bis 36kg - Odd Arve Gunderstad - gezeigt hatte, und mit der wir so großen Erfolg hatten: Grundthema der Montage ist ein 36cm langer Dieter Eisele Abstandshalter aus Nirodraht. An das obere Ende binden wir 0,80-0,90mm starkes Monofil von ca. 1,00m an und arbeiten zwei Seitenarm-Schlaufen ein, in die wir kleinere 10cm lange luminizierende "B2 Luhr Jensen Candy Squids" (Kalmare) einschlaufen. An das lange Ende des Baumes kommt ein ca. 60cm langes Monofil der selben Stärke wie oberhalb des Baumes. Darauf ziehen wir zuerst den 36cm (!) langen "Candy Squid" Und knoten an das Ende des Vorfaches einen großen Einzelhaken der Größe 12/0 bis 16/0. Wunderköder von der anderen Seite des Ozeans: B2 "Candy Squid"! Wer über sehr hängerträchtigem Grund fischt, sollte anstelle des großen B2 Squids auf den ebenfalls erhältlichen Norge-Leuchtjigger in 20cm ausweichen, welcher extrem aufschwimmend konstruiert ist und an dem Abstandshalter schwebt. Anstelle eines B2 Squids kann selbstverständlich auch eines der Norwegen-Grundvorfächer I oder II von Dieter Eisele (mit Leuchtschlauch, großem selbstleuchtendem Locklöffel und Hakengröße 8/0 oder 10/0) an das lange Ende des Abstandshalters angebracht werden - hervorragend verarbeitete Vorfächer, die uns neben zahlreichem Leng auch schon viele Lumbs, Dorsche, Flügelbutts und sogar kapitale Schellfische beschert hatten. Der Klassiker: Eisele Norwegen-Grund-Vorfach! An das untere Ende des Abstandshalters schlaufen wir in ein monofiles Sollbruchstück der Stärke 0,40mm ein Birnenblei ein, dass je nach Drift- und Strömungsverhältnissen zwischen 300 und 1500gr schwer sein kann. Die Naturköder Als zusätzliches Lockmittel in der Tiefe gehören Filets oder am besten ganze Fische an den Haken! Hier ist für mich der beste Köder eine frische Makrele, gefolgt von Hering und kleinem Seelachs. Enni hält dagegen: "Auf Makrele hab ich noch nie was Gescheites drauf gefangen, wahrscheinlich keine natürliche Beute. Habe einmal gnadenlos `nen ganzen Tag mit Makrele durchgezogen: Resultat: nur Lumbs - und meine Gäste mit Seelachs als Köder im selben Boot erwischten drei Leng ab 17 kg aufwärts! Aber das ist bestimmt gebietsabhängig! Probiere es auch mal mit Rotbarsch oder Lumb, ist `ne Hauptbeute vom Leng und funktioniert nicht schlecht!" Leider sind die Makrelen und Heringe nicht ganzjährig in den Leng-Fanggebieten anzutreffen - so weichen wir denn dann auch mal auf gefrorene Fische aus. An den großen Einzelhaken der Squids oder Grund-Vorfächer dekorieren wir zumeist ein komplettes Filet, welches wir dreimal mit dem Haken durchstechen und dann zusätzlich mit dünnem Draht am Hakenöhr fixieren. Ob sie nun Aberglaube ist oder eine besondere Lockwirkung erzielt wird: zusätzlich zum Fischfilet wird kurz unter die Hakenspitze noch eine komplette gefrorene Garnele aufgezogen, die nicht nur das Filet vor dem Herunterrutschen hindert, sondern uns tatsächlich schon große "Lange" beschert haben. Die Hakenspitze sollte allerdings so frei liegen, dass der Haken bei einem Anbiss schnell fassen kann. Mochte Tanja´s Squid-Makrelen-Garnelen-Cocktail sichtlich: 123 cm Leng! Das Angeln Ein geeigneter Angelplatz zeichnet sich dadurch aus, dass mit dem Boot vom Flacheren in´s Tiefere gedriftet wird - ansonsten opfert man schnell mal eine komplette Montage für mehrere Euro und verliert wertvolle Angelzeit mit der Bastelei. Wenn wir zuvor entsprechend Wetter und Strömung die auf der Seekarte und dem Echolot geplante Angelstelle erreicht haben, sollten zuerst die wesentlichen Ausrüstungsgegenstände an ihren geeigneten Platz positioniert werden. Das Gaff liegt in Griffweite, Abschlagholz, Messer und Hakenlösezange ebenso. Der Gimbal wird umgelegt, da er nicht nur während des Drills Kräfte spart, sondern auch beim Hochholen der bis zu 1500gr schweren Bleie eine angenehme Hilfe ist. Auch ein Harness, so wie der leichte Gurtharness von Dieter Eisele, entlastet unsere Arme merklich. Nach der Beköderung lassen wir die Montage samt Blei in Richtung Grund ab - aber gefühlvoll und keines Falls zu schnell, da ansonsten die Naturköder vom Haken gezogen werden oder sich die Montage verwickelt! Am Grund angekommen stellen wir die Bremse so ein, dass wir bei Bedarf Schnur geben können, sei es wegen der zunehmenden Wassertiefe oder wegen eines Bisses. Wichtig ist, dass wir zumindest grundnah den Köder anbieten. Ein häufiges Klopfen des Bleis am Grund sendet Schwingungen aus, die einen Leng neugierig machen können. Der Anbiss Große Lengs fackeln im Allgemeinen nicht lange. Durch die dehnungsarme Dyneema auf der Rolle spüren wir die ruckenden Bisse selbst beim Angeln auf 200 Metern noch bis in´s Handteil. Jetzt nicht die Geduld verlieren, sondern genau interpretieren, was der Leng am anderen Ende gerade mit dem Köder macht - ruhig auch gefühlvoll Schnur geben, damit der Leng den Köder aufnehmen kann ohne misstrauisch zu werden. Wenn ein starkes Schlagen oder eine stärkere Flucht einsetzt, wird zwei- bis dreimal kräftigst angeschlagen - und der Drill beginnt hoffentlich! Enni´s Aussage hierzu: "Noch ein paar Worte zu meiner persönlichen Erfahrung bezüglich der Köderpräsentation: Ein am Grund geschliffener Köder kann von einem in der Ruhephase befindlichen Leng "aufgelesen" werden, und man merkt dieses nur durch allmähliches Absinken der Rutenspitze zur Wasseroberfläche. Dieses wird dann häufig so interpretiert, dass der Fisch vorsichtig beißt. Ich selbst fische gerne zwei oder drei Meter über Grund - erstens ist es material-schonender, und zweitens sind die Bisse äußerst brachial, da der Leng mit seiner ganzen Länge und Masse natürlich sofort wieder zum Grund will. Der Anhieb erübrigt sich meist von selbst und mir wird die Qual über den richtigen Zeitpunkt des Anhiebes genommen. Richtig vorteilhaft hat sich auch das "Gezuppel" anderer Fische ausgewirkt; also nicht die Nerven verlieren und bei den kleinsten Bissen anhauen. Ein richtiger Leng geht irgendwann richtig zur Sache, speziell bei Futterneid-Situationen." Der Drill Der Leng ist ein harter Kämpfer! Wir Angler wollen, dass der Fisch nach oben kommt, der möchte aber lieber in seine Deckung am Grund erreichen. Mehrmals habe ich erlebt, wie große Exemplare mir mit ihren Fluchten meterweise Schnur von der Multi gezogen haben. Hier hilft nur: die Bremse so hart einzustellen, dass der Fisch nicht zum Grund zurück kann - und so weich, dass weder die Schnur bricht noch der Haken ausschlitzen kann. Ein Drill eines Leng über 20kg und auf 160 Metern Wassertiefe kann schon mal 20-30 Minuten dauern, aber auch hier gilt - immer die Ruhe bewahren und ständig die Schnur niemals locker lassen. Wer kräftig genug ist, sollte anstelle starker Pumpbewegungen besser mit gleichmäßigem Zug einkurbeln, damit sich der Haken im Maul nicht lockert und ausschlitzt. Auch versucht der Leng, sich mit seinem Körper in die Hauptschnur einzudrehen - wenn dies passiert, ist zumeist Schnurbruch die Folge. Also immer konsequent drillen und dem Fisch keine Zeit zum Ausruhen geben. Volle Konzentration: Enni mitten im Leng-Drill! Wenn der Leng auf größerer Tiefe gebissen hat und sich im Mittelwasser befindet, dehnt sich aufgrund des Druckunterschiedes dessen Schwimmblase. Der Fisch kann nun nicht mehr abtauchen, sondern wird im Gegenteil in Richtung Oberfläche gedrückt. Auch hier gilt es, ständigen Kontakt zu halten und entsprechend der Auftriebsgeschwindigkeit Schnur einzuholen. Bei stärkeren Strömungsverhältnissen kann es passieren, dass der Leng viele Meter vom Boot entfernt die Oberfläche durchbricht - wie eine Boje, die aus dem Wasser herausschießt. Hier ist nochmals Vorsicht geboten: zum einen können der Strömungsdruck und der an der Oberfläche treibende Fisch einen enormen Wasserwiderstand darstellen, zum Anderen können Möwen den Wehrlosen in diesem Augenblick attackieren und hässliche Löcher in den Körper hacken (so schon mehrmals passiert). Die Landung Bei einem Groß-Leng sollte jetzt ein zweites Bootsmitglied mit dem robusten Meerwasser-Gaff bereit stehen, welches den Fisch, der neben dem Boot angelangt ist, am Unterkiefer gafft und ihn mit schnellem Schwung in das Boot hebt. Der Fisch sollte sofort mit einem Schlagholz betäubt und sofort danach mit einem gezielten Herzstich getötet werden, damit er ausbluten kann - was die Qualität der Filets wesentlich erhöht! Einen Leng, der aus größerer Tiefe gefangen wurde, kann definitiv nicht zurückgesetzt werden, da seine Schwimmblase zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde - also wird der Fang sinnvoll in der Küche verwertet. Sein Fleisch ist fest und sehr schmackhaft - Enni: "Im Winter so toll, dass viele Norweger den Leng einem Dorsch vorziehen!" Dank Tanja´s perfektem Gaff-Einsatz: mein Sognefjord-Leng mit 19,9kg! Eine Bitte zum Abschluss diese Artikels Der Fang eines großen Leng ist das Highlight eines jeden Meeresanglers. Da der Leng meistens in zerklüfteten Unterwasserregionen lebt, ist er auch eine etwas seltenere Beute der Berufsfischer, die sich in diesen Seegebieten ihre Netze oder Langleinen beschädigen würden. Der Bestand ist noch als gut anzusehen, aber niemand weiß, wie lange wir das noch über den Leng sagen können. Leng, auch große, sind oft in Gruppen und in so genannten "Leng-Löchern" anzutreffen. W er das Glück auf seiner Seite hat und solch ein Loch findet, kann innerhalb weniger Stunden gleich mehrere große Exemplare fangen. Aber mal ehrlich: reicht nicht auch ein Fisch jenseits der 20kg zu purer Freude und von diesem kiloweise Filets? Und: gerade bei dem von Norwegen neu eingeführten und ab 2005 überwachten Ausfuhrlimit von 15 kg Fisch-Filet pro Person würden zwei solche Fische ausreichen, damit das Limit erreicht ist! Unsere Bitte deshalb: genießt euren großartigen Fang und seid nicht maßlos, wenn ihr eines dieser Leng-Löcher gefunden habt und zudem die Fische in Beißlaune sind - denn dann können wir alle uns auch noch in den nächsten Jahren auf den Fang solch kapitaler "Molvas" freuen! Petri Heil, tight lines und skitt fiske! Karsten Pfeiffer, Enrico Wywra & das Norwegenteam Dieter Eisele PS: wer einmal vor Enni´s norwegischer Haustür dem Groß-Leng nachstellen will: Kvenvær sjøhusferie, N-7243 Kvenvær Telefon: (+47) 72 44 16 06 Telefax: (+47) 72 44 48 88 E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. |